Spendenaufruf Der Mahnwache Lützerath

Seit nunmehr über 3 Jahren, ist die Mahnwache Lützerath in der
Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv.
Auch nach der Räumung Lützeraths sieht sie es weiterhin als ihre
Aufgabe auf die Probleme in ihrer Region bzgl. Klimagerechtigkeit
hinzuweisen.
Ihre Arbeit gestaltet sich vielfältig. Mit ihren Themenschwerpunkten
(Bildung/Kultur, MaWa on Tour, Dorf- und Waldspaziergänge, Kaffee und Austausch) knüpft sie an ihre Arbeit in Lützerath an.
Natürlich entstehen dabei auch laufende Kosten

  • Instandhaltung des Bündnismobils für die Klimagerechtigkeitsbewegung
    in NRW
  • Honorarkosten im Bereich Bildung und Kultur
  • Fahrtkosten um Aktionen anderer Akteure zu unterstützen sowie
    Prozessbegleitung
  • Infomaterial
  • Instandhaltung unseres Inventars
  • offene Rechnungen für noch laufende Klagen bzgl. Lützerath
    (Mahnwache) und Einschränkung des Versammlungsrechts.

Die Mahnwache würde sich sehr über eure Spenden freuen!

Mahnwache Lützerath Lebt e.V.!
GLS Bank
IBAN:
DE 69 4306 0967 1322 4871 00

Spendenquittungen könnte ausgestellt werden!

Wuppertal: Mahnwache & Solidarische Prozessbegleitung am 16. Juni

Mahnwache

Nachdem bereits Ende Mai eine Foto-Journalistin im Zusammenhang mit der Räumung des Osterholzes wegen Hausfriedensbruchs zu sechzig Tagessätzen verurteilt wurde, traf es dieses Mal die ehemalige Besetzung selbst.

Auch am 16. Juni wurde der Prozess am Amtsgericht solidarisch begleitet. Hier ist anzumerken, dass der Verhandlungsraum zu klein gewesen ist, so dass heute nicht alle Unterstützer*innen der Verhandlung folgen konnten.

Dieses Mal ist das Strafmaß vierzig Tagessätze, zu dem ein* Gefährt*in verurteilt wurde.

Bei Hausfriedensbruch handelt es sich um ein absolutes Antragsdelikt d.h. der Staat kann nur auf Antrag des „Geschädigten“ tätig werden. Und die Geschäftsführung des Familien-Unternehmens Oetelshofen hat früh verlauten lassen, dass es ihr unbedingter Willen ist, dass auch die nächsten Prozesse zu Schuldsprüchen führen.

Gesetztliche Regelungen bedeutet aber eben nicht, dass ein intaktes Ökosystem oder ein Freiraum mit Baumhäusern samt interessanter alternativer Lebensentwürfen vor der Zerstörung geschützt werden.

Oder dass wenigstens die drohende Klimakatastrophe eine Relevanz hätte, die bekanntermaßen durch Abholzung von Wäldern beschleunigt wird.

Ganz im Gegentei, ist es Aufgabe des Staates hier Amtshilfe für die Unternehmen zu leisten, die für ihren Profit räumen und roden lassen.

So wird auch in den kommenden Prozessen, die auf jeden Fall solidarisch begleitet werden, Recht gesprochen werden. Aber selbst ein Freispruch, so sehr wir ihn den Betroffenen auch gönnen, würde das System, Profit über Vernunft zu stellen, nicht ins Wanken bringen.

Erfreulich ist gewesen,dass es bei der Mahnwache auch ein Solitransparent mit dem Kampf im rheinischen Braunkohlerevier gegeben hat. Auch dort ist der Kampf nicht beendet. Jetzt geht es vor allem darum, dass die Kohle an diesem Ort unter der Erde bleibt. Denn, wer sich ernsthaft noch Hoffnung macht, die Klimakatastrophe abzuwenden, der sollte sich langsam bewusst sein, dass die Ära fossiler Energie vorbei sein muss.

Auch wegen ihres Kampfes gegen die Förderung von Braunkohle mit fatalen Auswirkung für das Leben und die Umwelt wird die Justiz schon bald Menschen für ihren Kampf für Klimagerechtigkeit verurteilen. Auch von dieser Stelle solidarische Grüße nach Lützerath!

am Rande der Mahnwache
am Rande der Mahnwache
Mahnwache

Osterholz – Ein Wald verschwindet

Das Osterholz wäre eigentlich ein erhaltenswertes Biotop, das auch den gehobenen Ansprüchen der beiden lokal organisierten Umweltschutzgruppen AGNU und des BUND genügen sollte. Es ist dennoch nicht zu erwarten, dass sie sich jemals offiziell für den Erhalt solch einer Idylle einsetzen werden. Bekanntermaßen bewerten sie ihr Verhältnis zu den Kalkwerken seit langem als gute Partnerschaft. Das Wald-Ökosystem hat hier dann keine Lobby.

5.5 ha Wald mit ca. 1500 Bäumen wurden vor mehr als einem Jahr gerodet, um den beim Kalkabbau anfallenden Müll an seiner Stelle zu lagern. Vom Abraum des Steinbruchs ist dort bis heute noch nichts zu sehen.

Am 25. Januar 2022, dem ersten Räumungstag, wurde sogar eine Schotterstraße durch den Wald neu angelegt, die die Waldschützer*innen zusätzlich entzürnte.

Die Spuren durch die Räumung & Rodung sind heute noch unverkennbar. Der Einsatz schwerer Maschinen führt zwangläufig zu verdichteten Waldboden, der sich nicht regeneriert.

In der Rodungsaison 22 / 23 ist weiterer Wald verloren gegangen, ohne dass es dagegen ernstzunehmenden öffentlichen Protest gegeben hätte.

Selbst das Ende der Rodungssaison bedeutet nicht, dass im Wald keine Bäume mehr fallen. Zahlreiche frisch gefälllte Bäumstämme säumen den Wanderweg durch das Osterholz. Sie sind bestimmt für ein vorgeblich nachhaltiges Unternehmen aus den Niederlanden. Heute versteht sich einfach alles als öko.

Ob es Absicht ist, dass immer wieder gerade die älteren Exemplare von Laubbäumen dem Wald entnommen werden? Die Lücken sind inzwischen unverkennbar. Kein schöner Anblick, aber dem Unternehmen Oetelshofen hilft es, den Wald im ihren Sinne zu „entwerten“.

Neue Schilder im Wald sind auf den ersten Blick herzallerliebst, in Wahrheit aber heuchlerisch. Ausgerechnet Jäger*innen, die an uns appellieren, Rücksicht auf´s Wild zu nehmen! Dieses Plakat mit der Forderung keinen Müll zu hinterlassen und sich leise zu verhalten, wurde von denen aufgehängt, die diesen Wald in großer, industrieller Dimension für den Abfall ihres Kalkwerkes opfern und durch regelmäßige Massenveranstaltungen und Sprengungen für Lärm sorgen.

Verspricht uns das billigst grünwaschende Unternehmen Oetelshofen nicht immer großspurig, das Osterholz würde bleiben? Falls dann doch einmal etwas an Fläche verloren ginge, gebe es immer noch ökologisch wertvolle Aufforstungsmaßnahmen? Richtig, seit einiger Zeit dürfen an einer Stelle des Waldes zahlreiche junge Fichten in Reihe wachsen, die durch Terminaltrieb-Manschetten aus blauen Plastik vor Rehen geschützt werden. Schick!

Monokulturen versprachen Waldbesitzer*innen in der Vergangenheit immer verhältnismäßig schnelle Profite. Ob unsere kleine Pflanze hier es einmal bis zur Holzernte schafft? Oder gelingt es ihr durch Absterben, sich der Fällung zu entziehen? Ein Blick auf das Nadelholz in direkter Nähe, spricht dann eher für Letzteres.

Leider beteiligen sich nur noch wenig Interessierte an den bis ins Jahre 2023 noch zweimonatlich stattfindenen Waldspaziergängen. Wobei leider auch die Mobilisierungsbemühungen zuletzt deutlich nachgelassen haben. Vieles was im Wald passiert, dringt kaum noch an die Öffentlichkeit.

Entgegen der Beteuerung der Kalkwerke Oetelshofen, dass das Osterholz bleibt, kann vor Ort leicht erkundet werden, wie Baum für Baum verschwindet und sich Stück für Stück das Unternehmen den Wald einverleibt.

1. Mai 23 in Wuppertal. Kein Grund zum Feiern.

Seit 1986 findet in Wuppertal die traditionelle autonome 1. Mai-Demonstration statt. Bis heute ist sie nicht angemeldet. Viele Menschen rund um die bergische Metropole werden sich an viele Jahre gut besuchter und unterhaltsamer Demonstrationen erinnern.

Doch das ist Geschichte.

Seit einigen Jahren blockieren Polizeikräfte den Demoweg, provozieren und nehmen Teilnehmer*innen in Gewahrsam. Kein Schritt bleibt unüberwacht.

Im März diesen Jahres hat der Stadtrat zugestimmt, das Autonome Zentrum abzureißen, um Platz für die Infrastruktur der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion zu schaffen, die dem türkischen Präsidenten Erdogan untersteht.

Aus diesem Grund wurde in vielen Städten zu einem viertägigen Tanz-und Kampffestival für den Erhalt des Autonomen Zentrums mobilisiert.

Am Freitag, den 28. April nahmen immerhin fast vierhundert Menschen an einer Nacht-Tanzdemonstration teil.

Leider haben sich dann am 1. Mai zu wenige solidarisch gezeigt. Sicherlich waren wir auch nicht kreativ genug, um trotz der völlig überzogenen und für Außenstehende oft lächerlich erscheinenden Repression eine Demo durchzuführen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich in den kommenden Wochen doch noch mehr Menschen dazu entschließen, sich gegen den Verlust eines der letzten Freiräume dieser Art zu wehren. An dieser Stelle sei noch einmal daran erinnert, wem das AZ bald weichen soll.

Hintergrundinfos und Termine findet ihr auf der Seite:

https://az-wuppertal.de/

Galaktische Tanzdemo am 28. April
Galaktische Tanzdemo am 28. April
1. Mai. Polizei verhindert, dass sich ein Demonstrationszug in Bewegung setzt.
Überwachungsstaat

Naturschutz und Klimaschutz im Widerstreit? Der Wald ist viel mehr als nur ein Kohlenstoffspeicher

Ehemaliges Osterholz

Für die BundesBürgerInitiativeWaldSchutz , die bereits vor einiger Zeit mit uns in Kontakt getreten ist, hat Axel Schmoll im letzten Jahr einen interessanten Artikel verfasst. Er beschäftigt sich auch mit der Frage, ob es sinnvoll ist Wälder für erneuerbare Energien abzuholzen und geht auf die Auswirkungen für die Umwelt ein.

Im Text heißt es dazu:

„Es kommt auf jede Naturfläche an. Wir dürfen unsere Wälder keinesfalls noch weiter fragmentieren… Und auch dabei darf es nicht bleiben. Wir müssen der Natur und unseren Wäldern wieder mehr Raum geben und ihnen eigendynamische Entwicklungen zugestehen. Wir müssen die Feldflur naturnah umgestalten, ökologisch bewirtschaften und den Wasserhaushalt in der Landschaft reparieren.“ Und letztendlich: „Wir müssen mit den Ressourcen unseres Planeten endlich schonend umgehen und den Verbrauch deutlich drosseln.

Wer Artensterben und Klimakrise gegeneinander ausspielt und Natur für den Ausbau regenerativer Energien der Zerstörung preisgibt, hat nicht verstanden, in welcher Umwelt- und Ökosystemkrise und an welchem Punkt dieser Krise wir uns eigentlich befinden. „

Vollständiger Artikel auf:

bundesbuergerinitiative-waldschutz.de

Grüße aus dem Osterholz in den Weelaunee Forest.

Dies ist kein lokaler Kampf

Vom 19. bis zum 26. Februar 2023 hat eine Solidaritätswoche stattgefunden. Sie diente der Unterstützung des Widerstands in Atlanta (USA), der Cop City verhindern und den Weelaunee Forest erhalten will.

Der Aufruf, der uns aus Atlanta erreicht hat, entspricht unserem Verständnis, dass es sich um einen globalen, gemeinsam zu fühenden Kampf handelt.

Die Aufkleber im Osterholzer Wald dienen dem Zweck, Spaziergänger*innen auf das Thema hinzuweisen. Außerdem soll an Tortuguita erinnert werden.

Vor gut einem Jahr wurde das Osterholz in Nordrhein Westfalen geräumt und 5,5  Hektar Wald abgeholzt. Auch in der diesjährigen Rodungssaison wurden wieder Bäume gefällt. Weitere Verluste drohen, bis kaum noch etwas vom Wald übrig ist.  

Die Gefährt*innen in Atlanta, wie alle anderen, die überall auf der Welt, Widerstand gegen Ökozid und Polizeigewalt leisten, können sich unserer Solidarität sicher sein!

Im Osterholz: Stop Cop City. Defend the Atl Forest.
Stop Cop City. Defend the Atlanta Forest! Tort 1996-2023
This is not a local struggle! Capitalism or Ecosystem. Das ist kein lokaler Kampf. Kapitalismus oder Ökosystem.
No Cop City!

Mehr zum Hintergrund

Der Widerstand in Atlanta hat das Ziel die Errichtung des 120 ha großen, 90 Millionen Dollar teuren Trainingsgelände für die Polizei zu verhindern sowie den Weelaunee* Forest zu erhalten.

Zudem wurde im selben Gebiet ein großer Teil des öffentlichen Intrenchment Creekpark einem Filmproduktionsstudio überlassen, um eine Filmbühne zu errichten. Der Park befindet sich in einer ärmeren Wohngegend, in dem viele „People of Color“ leben.

Von der Bevölkerung werden die Projekte mehrheitlich abgelehnt.

Der Kampf um dieses Waldgebiet beinhaltet verschiedene Problemfelder und damit verbundenen Kämpfe, die uns als globale Klimagerechtigkeitsbewegung interessieren sollten.

Wir haben es hier mit brutaler, repressiver staatlicher Gewalt zu tun. Schon bei der letzten Razzia hat die Polizei Pfefferspraygeschosse eingesetzt und die Besetzer*innen mit scharfen Waffen bedroht. Am 18 Januar haben mehrere Polizisten Tortuguita mit mindestens dreizehn Schüssen regelrecht hingerichtet. Eine unabhängige Autopsie hat festgestellt, dass Tort mit erhobenen Händen, im Schneiderseitz getötet wurde.

Die dortige Kriminalisierung geht so weit, dass, Stand Mitte März 41 Menschen wegen „Inländischen Terrorismus“ angeklagt sind, weil sie nicht aus Atlanta selbst kommen und ihnen Mitgliedschaft in angeblichen Gruppierungen vorgeworfen wird, die nicht einmal existieren. Die Höhe der letzten Kaution, für die der Atlanta Solidaritat Fond aufkam, betrug die unfassbare Summe von $391,820! Nach einer direkten Aktion, die die Zerstörung von Infrastruktur zum Ziel hatte, im Rahmen der Aktionswoche zur Verteidigung des Weelaunee Forest und der Einstellung des Projektes „Cop City wurden einige Stunde später auf einem Konzert wahllos anwesende Personen in Gewahrsam genommen. Fast alle, die nicht aus Atlanta kommen, wurden noch am selben Abend freigelassen, der Rest wegen Inländischen Terrorismus inhaftiert. 12 Besucher*innen des Konzertes sind immer noch in Haft, ihne wurde keine Kaution gewährt.

Jetzt sind Waldbesetzer*innen und die am Protest beteiligten Gruppen und Einzelpersonen zusätzlich dadurch bedroht, dass evtl. der Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act (kurz RICO) zur Anwendung kommt. Dieses Bundesgesetz richtete sich ursprünglich gegen Mafiastrukturen.

Neben staatlicher Repression geht es um Gentifrizierung, Rassimus,die kommende Klimakatastrophe, die durch die weltweite Abholzung unserer Wälder beschleunigt wird sowie Zerstörung intakter Natur.

Wie immer spielt das kapitalistische System eine bedeutende Rolle. Die Polizei, die perfekt ausgerüstet, bestens trainiert werden soll, unterstützt die Profitinteressen von Unternehmen. Es ist verständlich, warum auch weltweit bedeutende Unternehmen (z.B Amazon, UPS, Delta Airlines, Coca-Cola) ein Projekt wie Cop City mit ihren Spendengeldern finanzieren. Eine besondere Bedeutung hat der in 64 Ländern tätige Versicherungs- und Finanzkonzern Axa S.A, weil er für Brasfield & Gorrie, der hauptverantwortlichen Baufirma hinter „Cop City“, den Versicherungsschutz übernimmt.

Widerständiges Handeln bietet aber immer auch die Möglichkeit positiver Erfahrungen durch die neu geschaffenen selbstverwalteten Freiräume. Soziale Bewegungen bieten ein Lernfeld einer weitgehend erfolgreichen gemeinschaftlichen Selbstorganisation, ohne sich auf Anführer*innen verlassen zu wollen. Sie bieten eine Alternative zu einer destruktiven, unterdrückenden Welt, die Staat, Polizei und Konzerne repräsentieren und die uns täglich näher an den Abgrund bringt.

Die Themen, um die es geht, sollten uns alle angehen!

Es handelt sich um globale Kämpfe, die nicht voneinander isoliert betrachtet werden können.

Links zum Thema:

defendtheatlantaforest.org

atlantapresscollective.com

stopcopcitysolidarity.org

scenes.noblogs.org

Spenden:

Atlanta Solidarity Fund

Das AZ Wuppertal zur Erinnerung an Tort

Das Osterholz: Ein Jahr nach der Räumung

Bis zu vierzig Personen erinnerten am 28. Januar in Wuppertal an die Räumung und Rodung eines großen Teiles des Osterholzes vor einem Jahr.

Nach einem Auftakt auf dem Bahnhofsvorplatz Wuppertal schloss sich ein kleiner Demonstrationszug an, der ins Osterholz führte.

Auf der Veranstaltung wurde in verschiedenen Redebeiträgte an die Zeit bis zum Tag X erinnert. Thematisiert wurden der bürgerliche Protest, die Waldbesetzung, der Widerstand und der Ablauf der Räumung und Rodung. Es wurde aber deutlich gemacht, dass das Osterholz weiter in Gefahr ist, wenn den Kalkwerken Oetelshofen nicht umgehend Einhalt geboten wird. Vor kurzem wurde eneut Bäume gefällt, u.a. ca 1 ha Wald auf Haaner Stadtgebiet. Weitere Rodungen sind geplant.

Als Vertreterin der Bürgerinitiative Osterholz ging Majo in ihrer Rede auch noch einmal auch das gemeinschaftlich, solidarische Verhältnis untereinander ein , das den Widerstand geprägt hat.

"Unsere Bürger*inneninitiative Osterholz Bleibt! und die Waldbesetzung haben sich gegenseitig
unterstützt. Wir wussten, dass der eine nicht ohne den anderen kann. Dass wir nur gemeinsam
miteinander stark sind. Wir hatten viel Spaß miteinander. Viele schöne Momente, Unterstützung in
schwierigen Zeiten, viel gelernt, tolle Gespräche."

Für die musikalische Begleitung sorgte erneut die Band „Fortschrott“

Dieses Mal beteiligte sich auch der Sänger und Gitarrist Frithjof Kuhlmann.

Ein älterer Waldbesetzer äußerte seinen subjektiven Rückblick auf den Räumungstag.

Im Osterholz angekommen, erfreute ein von Baumkletter*innen angebrachtes Transparent die Teilnehmer*innen. Die Aufschrift ist eine direkte Warnung an Till Iseke, dem Hauptverantwortlichen für die Räumung und anhaltender Rodungen im Osterholz. Mit weiteren Besetzungen ist zu rechnen. Dem Geschäftsführer des Unternehmen Oetelshofen müssten die Worte bekannt sein. „Sag niemals nie“, äußerte er kurz nach dem Tag X auf Nachfrage, ob weitere Flächen gerodet werden. Zusätzlich hing neben dem Transparent eine Konstruktion, wie sie in ähnlicher Auführung zu Beginn der Besetzung als erste Struktur errichtet wurde.

Solidarische Grüße wurden an die Aktivist*innen gesendet, die sich in Lützerath, Fechenheimer Wald und anderen Orten für Klima- und Naturschutz einsetzen.

Im Hinblick auf die Zukunft des Proteste wurde es klar formuliert; es wird nicht aufgegeben. Der Protest geht weiter, solange die Vernichtung vom Osterholz Wald weiter geht. Das Ziel bleibt es, den Restwald zu erhalten!

Auch die Waldspaziergänge werden fortgesetzt. Sie finden jetzt im zweimonatlichen Rythmus, in den „ungeraden“ Monaten, am ersten Sonntag im Monat statt.

Materialien:

Eröffnungsrede (pdf), die auf dem Vorplatz des Vohwinkler Bahnhofes gehalten wurde.

Die Rede von Majo (pdf) von „Osterholz bleibt“ zur Demo

Der Aufruf zur Demonstration am 28. Januar

Vor einem Jahr, am 25.01.2022 wurde die Besetzung des Osterholz geräumt und begonnen einen großen Teil des Osterholz Waldes zu roden. Damit wurde Vohwinkel und Gruiten ein Naherholungsgebiet sowie Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen beraubt.

Auch in diesem Winter wurden weitere Flächen im
Osterholz gerodet und ein Ende ist nicht in Sicht.
Der Kampf um das Osterholz ist also noch nicht zu Ende!

Wir solidarisieren uns mit den Aktivist:innen, die sich in Lützerath,
Fecherheimer Wald und anderen Orten für Klima- und Naturschutz einsetzen.

Am kommenden Samstag, den 28.01.2023 findet zu dem Jahrestag auf dem Bahnhofsvorplatz Wuppertal Vohwinkel eine Demo statt, die bis zu der gerodeten Fläche im Osterholz zieht.

Die Wuppertaler Band Fortschrott, welche den Protest gegen die Naturzerstörung von Anfang an begleitet hat, wird bei der Demo auftreten.

BI Osterholz Bleibt!

Lützerath: Die Klimagerechtigkeitsbewegung rückt zusammen

Mit erheblicher staatlicher Gewalt soll durchgesetzt werden, dass ein Konzern, weitere Millionen Tonnen der extrem klimaschädlichen Braunkohle fördern kann. Begründet wird es mit angeblicher Versorgungssicherheit. Dabei handelt es sich um einen vorgeschobenen Grund, der längst widerlegt wurde. Zudem bringt der mit dem Unternehmen RWE ausgehandelte Kohleausstieg, sogar mehr Ausstoß von CO2 mit sich. Das vorgetragenen Argument, dass die geförderte Menge Braunkohle aufgrund des europäischen Emissionshandels für das Klima bedeutungslos wäre, ist lächerlich. Es handelt sich hierbei nur um ein künstlich von Kapitalist*innen geschaffenes, marktkonformes Konstrukt, das nur theoretisch das Erreichen von „Klimazielen“ herbeiführt. Fakt ist aber, dass RWE über sehr viele, billig erworbene überschüssige Zertifikate verfügt, die jetzt, wo die Preise höher sind, genutzt werden können.

Der Hauptgrund, warum Lützerath nicht mehr steht, ist bekannt. Ein sehr profitables, einflussreiches Unternehmen will noch alles aus dem Braunkohletagebau rausholen, was möglich ist und erfährt staatliche Unterstützung in Form brachialer Gewalt.

Demgegenüber geht es den Widerstand in Lützerath um wirksame Instrumente, die Klima-Kipppunkte doch noch zu verhindern. Das immer noch erreichbare wichtigste Ziel des Protests ist deshalb, dass die Braunkohle, die sich unter dem ehemaligen Weiler befindet, nicht abgebaut wird.

Unabhängig davon, bedauern wir selbstverständlich den Verlust des Kerns der ZAD Rheinland als Freiraum, Kunstraum, Experimentierfeld und vor allem Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt. Die Bilder der unwiederbringlich zerstörten Gebäude, Strukturen und Bäume berühren uns emotional.

Sich den Konzern RWE zum Gegner zu machen, ist eine gute Wahl. Das rheinische Braunkohlerevier ist eine der größten Quellen für Treibhaus-gase in ganz Europa. Die Ankündigung von RWE, jetzt Aktivist*innen auf Schadensatz in Millionenhöhe verklagen zu wollen, wird die Wut und Empörung nur verstärken.

Vielen ist inzwischen klar, dass das kapitalistische System, das auf Profite und ständiges Wachstum basiert, uns direkt in die Klimakatastrophe führen wird. Wobei wir als Teil des Systems und Profitierende, auch Mitverantwortung tragen. Das sollte nicht unerwähnt bleiben.

Viele Anhänger*innen des Parlamentarismus, dürften langsam zweifeln, ob Wahlen Besserung bringen. Die Linke, die sich in Lützerath jetzt in Position bringt, hat in Regierungsverantwortung selbst niemals überzeugen können. Jetzt schickt sich die Klimaliste an, konsequent Klimapolitik parlamentarisch durchzusetzen. Ähnlich radikal sind die Grünen auch angetreten.
Es gab und gibt aber immer noch die außerparlamentarische Opposition, die den Protest zum großen Teil trägt.

Wie reagiert der Staat und seine tragenden Säulen auf den wieder erstarkten Protest?

Eine Möglichkeit wäre es gewesen, Abtrünnige wieder zurückholen zu holen, durch vermeintliche Annäherung. Das wäre ein nicht einmal ungeschicktes, taktisches Vorgehen.

Zum Glück passiert das aber nicht. Viele dürften sich ohnehin nicht mehr blenden lassen.

Denn klar ist. Alternativen zum versagenden, in die Katastrophe führenden kapitalistischen System sind ohnehin nicht vorgesehen. Es wird behauptet, dem „radikalen“ Teil ginge es nicht um das eigentliche Anliegen. Ihre Agenda wäre der Umsturz und dafür würden sie berechtigten Protest unterwandern und instrumentalisieren.

Ob sich durch solche Worthülsen Menschen davon abhalten lassen, die Systemfrage zu stellen?

Es wäre jetzt falsch zu behaupten, der Staat lasse den bürgerlichen Teil des Proteste unbehelligt. Im Gegenteil. Wieder einmal schießt er auf Kanonen mit Spatzen. Der Rahmen, den er vorgibt, ist ein sehr enges Korsett. Der Protest hat in gelenkten Bahnen zu folgen. Wer auf zivilen Ungehorsam setzt und dadurch den vorgeschriebenen Weg verlässt, bekommt die Gewalt des Staates zu spüren.

Es wird weiter Öl ins Feuer gegossen.

… durch die Überreaktion des Staates

Obwohl es viele Augenzeug*innen, Bildmaterialen und Opfer gibt, streiten Politiker*innen, Polizei- und Verfassungsschutzbehörden übermäßige Polizeigewalt ab und wollen ein Narrativ erkennen. Protagonist*innen des Protestes selbst hätten ihre Fiktion von vielen Opfern brutaler Polizeigewalt geschaffen. Hier halten sie gemeinsam entgegen, dass die die Polizeigewalt, als begründete Reaktion zu verstehen sei. Das Gewaltmonopol, das hier demokratisch legitimiert zur Anwendung kommt, diene nur dazu, geltendes Recht umzusetzen.

Die von der Polizei behaupteten, viel zu niedrig angesetzten Zahlen über verletzte Demonstrant*innen, sollen belegen, dass die Polizei angemessen gehandelt hätte. Die Art der Verletzungen wird veharmlost.

Gewalt dagegen, die von Demonstrant*innen ausgeübt wird, wurde auf Verlangen der AFD sogar im Bundestag thematisiert. Sie wird weitgehend einhellig verurteilt. Um die tatsächliche Dimension der Gewalt zu verstehen, sollten diese Politiker*innen, die sich als politische Mitte vor den Karren der AFD spannen lassen, einmal darüber nachdenken, wie die missliches Lage im Matsch für die Polizei ausgegangen wäre, wenn sie dreißig oder vierzig Jahre zurück, einer Gruppe von Autonomen ausgesetzt wären?

Die Bilder aus Lützerath stehen doch vielmehr für einen Rückgang militanter Gewalt, der seit vielen Jahren anhält. Das Szenario von brennenden Barrikaden, Würfe mit Pyrotechnik, Steinen, Flaschen und „Molotow-Cocktails“, das hier die Politiker*innen entwerfen, ist nur eine kurze Momentaufnahme des Protestes.

Die Polizei jedoch hat bereits vor der Räumung ein „hochgefährliches“ Bedrohungsszenario aufgebaut, das nicht der Realität entsprochen hat. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ein Polizeikommando das Dorf gleich zu Beginn, ohne Rücksicht auf Verluste stürmte, obwohl sie sich angeblich vor Fallen, mit erheblichen Risiken fürchten mussten.

Selbstkritische Aufarbeitung ihres Einsatzes ist von der Polizei nicht zu erwarten. Dass politische Kreise jetzt aber noch von einem angemessenen, ,hochprofessionellen, besonnen Einsatz oder sogar noch von Deeskalation sprechen, hinterlässt dann doch Ratlosigkeit.

Die beiden Polizeigewerkschaften (Gdp und DPolG) haben den Medien vorgeworfen, dass sie immer noch verharmlosend von „Aktivist*innen“ sprechen. Obwohl die Medien die Presseberichte der Polizei allzu oft unkritisch übernehmen und Militanz in den Medien eindeutig abgelehnt wird, geht der Polizei ihre Kontrollmöglichkeit der „Vierten Gewalt“ scheinbar noch nicht weit genug.

Widmen wir uns deshalb einem weiteren Faktor, der den Konflikt um Lützerath anheizt. Der tendenziösen Berichterstattung in den Medien.

Viele, die sich bisher noch nicht selbst an Protestbewegungen beteiligt haben, wundern sich über die einseitigen Berichte in den Massenmedien, die so sehr von den eigenen Erfahrungen abweichen. Selbst Medien, die vor Ort waren, verweisen ebenfalls auf den gesetzlichen Rahmen, indem sich der Polizeieinsatz bewegt hätte. Dabei neigen sie dazu, die Gewalt der Demonstrant*innen in ihren Artikeln, teilweise extrem aufzubauschen. Dabei spielt auch eine Rolle, wie sie uns ihre Bilder präsentieren. Vermummte Aktivist*innen, die eine Handfackel abbrennen, müssen dann als Symbol für Militanz herhalten. Ein kleineres Feuer entfaltet in Nahaufnahme eine besondere Wirkung. Hier Gewalt, da Gewalt und jetzt noch was zur Gewalt…

Schwerwiegend wiegt, dass das eigentliche Anliegen der Proteste innerhab der Berichterstattung in den Massenmedien weitgehend unberücksichtigt geblieben ist. In einer einseitigen, Sensationen erhaschenden Berichterstattung, bleibt für Sachlichkeit wenig Platz.

Damit werden vor allem die Teile in der Bevölkerung bedient, die in Sozialen Medien ihre Hetze verbreiten. Die Demonstrant*innen, die die Klimakatastrophe noch abwenden wollen, eher nicht.

Viele, die den Glauben an die Medien noch nicht verloren haben, dürfte die journalistische Aufarbeitung bitter enttäuscht haben. Für nicht wenige kommt sie nicht unerwartet. Sie haben sich schon vorher ihre Gedanken zur Rolle der Medien gemacht.

Worum geht es den Staat?
Wir müssen uns im Klaren sein. Der Staat wird weiterhin alle überwachen, verfolgen und bestrafen, die ernsthaft Alternativen zum bestehenden, destruktiven System propagieren und umsetzen wollen. In demokratischen Ländern ist das Risiko der Repression aber weitaus geringer als in Diktaturen, wo bereits viele Aktivist*innen ermordet wurden.

Reformen oder gleich Revolution?
Die zu stellende Frage ist, ob es Möglichkeiten von Reformen gibt, die Klimagerechtigkeit bringen können oder ob tatsächlich erst etwas Neues geschaffen werden muss? Denn es darf nicht vergessen werden, für was unser Wirtschaftssystem, die sogenannte (soziale) Marktwirtschaft, in Verantwortung zu nehmen ist. Für wie viele Lebewesen ist sie, auf globaler Ebene, existenzbedrohend? Welche Kollateralschäden wollen wir noch zulassen? Wie wichtig ist die Zukunft unseres Planeten? Wann übernehmen wir die Verantwortung für unser Handeln?

Selbst wenn der Protest langsam die Form einer Sozialen Bewegung annehmen sollte, wäre es Überforderung von ihr zu erwarten, dass sie die Entwicklung alternativer Modelle zum bestehenden Kapitalismus vorantreibt. Auch wenn das, die relativ kleine Gruppe, die Lützerath besetzt gehalten hat, vielleicht anders sehen sollte. Hat sie sich doch bemüht, eine Zeit lang ihre Utopie zu leben.

Nicht nur, dass die Machtverhältnisse zu eindeutig sind, als dass sich eine langfristige Perspektive für Erneuerung bieten würde. Vor allem aber sind die verschiedenen beteiligten Gruppen viel zu heterogen, um sich über tragfähige Alternativen zu verständigen. Das bekommen die Gruppe untereinander oft nicht einmal hin.

Machen wir uns nichts vor. Auch in der Klimagerechtigkeitsbewegung existieren Machtstrukturen, die nur schwer aufzulösen sind.

Was uns aber gelingen kann und wo auch unsere Stärke liegt, ist gemeinsam den Druck auf die Herrschenden empfindlich zu erhöhen. Die Mittel dazu sind so vielfältig, wie die Unterschiedlichkeit der am Protest beteiligten Gruppierungen und Einzelpersonen.

Im konkreten Fall besteht die realistische Chance, dass die Kohle in Lützerath unter der Erde bleibt. Hierbei handelt es sich unzweifelhaft um ein effektives Ziel.

Auch die ZAD ist noch nicht Geschichte. Der Kampf um die Dörfer geht weiter. In Wanlo, Keyenberg, Kuckum und in Holzweiler regt sich weiter Widerstand.

Auch wenn jetzt die Repression zuschlägt, ist Solidarität gefragt. Es ist von mehreren hundert gestellten Anzeige die Rede.

Auch auf anderen Feldern kann es zukünftig gelingen, gemeinsame Teilziele zu erreichen. Es liegt alleine an uns. Die Herrschenden selbst tragen dazu bei, dass wir für bestimmte Anliegen gemeinsam, solidarisch zusammenrücken. Nicht im strategischen Sinne, sondern weil Einigkeit besteht, dass es zum Handeln fast schon zu spät ist.

Es besteht die Hoffnung, dass Lützerath erst der Anfang ist.

Waldspaziergang (mit Beteiligung aus Lützerath) am 4. Dezember

Erfreulich, dass sich dieses Mal wieder mehr Menschen zum monatlichen Waldspaziergang im Osterholz versammelten. Sie konnten sich ein eigenes Bild über die fortschreitenden Zerstörungen machen, die von einem Vertreter der Bürger*inneninitiative näher erläutert wurden. Es ist noch nicht einmal sicher, ob alle der neuen Rodungen legal erfolgten. Außerdem gab es Updates zum Stand der Repression und die mögliche Fortsetzung der Proteste. Hier gibt es auf jeden Fall schon Pläne. Achtet deshalb in den nächsten Wochen auf Ankündigungen!

Beim Waldspaziergang gab es diesmal auch aus dem Widerstanddorf Lützerath solidarische Beteiligung und Informationen. Ohnehin gibt es einen sachlichen Zusammenhang zwischen beiden Orten. Ein beachtlicher Teil des im Osterholz abgebauten Kalkes geht direkt an die Braunkohle-Industrie des Konzerns RWE, für die Lützerath vollständig zerstört werden soll.

Um, entgegen jeglicher Vernunft, weitere 280 Millionen Tonnen der umweltfeindlichen Braunkohle verbrennen zu können, soll der besetzte Ort im Januar geräumt werden.

Einige zeigten sich enttäuscht darüber, dass die Grünen auch dieses Mal „die Seite gewechselt hätten“. Verwundern sollte das nicht. Sie sind nicht „umgefallen“. Sie waren nie auf unserer Seite! Obwohl es einige im Osterholz selbst erfahren durften, gibt es trotzdem auch hier immer noch Verwunderung über ihre Positionierung? In der Opposition fällt es Parteien leicht, sich den Kampf um Klimagerechtigkeit anzuschließen. Mit Machtbefugnis sind sie dann, einfacher erkennbar, Teil des Systems, das uns in die Katastrophe führen wird. Deshalb bleibt nur die Lösung der Selbstorganisation, Vernetzung und die gemeinsame Solidarität, anstatt stellvertretend Parteien zu vertrauen.