Das Osterholz

Das in Nordrhein-Westfalen, auf Wuppertal und Haaner Stadtgebiet gelegene Osterholz, ist ein artenreiches Waldgebiet, wo der besonders schutzwürdige Lebensraumtyp „Waldmeister Buchenwald“ großflächig vertreten ist. Ein Teil des Untergrundes ist aus wasserdurchlässigem Kalkstein bzw. aus Dolomit aufgebaut. Dort haben sich ökologisch wertvolle, seltene Landschaftselemente entwickelt, wie z.B. Fließquellen, Dolinen (Einsturztrichter früherer oberflächennaher Höhlen) und eine Bachversickerung. In dem Gebiet leben (vor der Rodung noch unter besseren Bedingungen) seltene Kröten, Lurche und Fledermäuse.

Bereits im Jahre 2019 wollte der Kalksteinbruch Betreiber Oetelshofen 5 ha Waldfläche durch eine Abraumhalde ersetzen. Durch die Proteste und vor allem die Waldbesetzung, konnte dieses Vorhaben erst Ende Januar 2022 mit Unterstützung eines vollkommmen überzogenen Polizeiaufgebot durchgezogen werden.

Die Firma Oetelshofen liefert einem großen Teil von dem im Kalksteinbruch Osterholz gefördeten Kalk an die RWE Braunkohle Industrie im Rheinland.

Die Anfang des Jahres 2022 im Osterholz gerodeten über fünf Hektar Wald, wurden noch nicht einmal für die Kalkförderung vernichtet, sondern für Müll! Laut Oetelshofen war weniger Kalk im Boden als es ein Gutachten vor der letzten Vergrößerung des Kalksteinbruchs im Osterholz fälschlicherweise prognostiziert hatte. So wurde einiges aus dem Boden geholt, was Thyssenkrupp, RWE und andere Kalkabnehmer der Firma Oetelshofen nicht haben möchten. Deshalb hat das Unternehmen dieses Stück Wald durch einen sogenannten „Abhalderaum“ ersetzt.

Oetelshofen liefert u.a. Kalk für die Entschwefelungsanlagen der RWE Braunkohlekraftwerke im Rheinland. Natürlich argumentiert Oetelshofen, dass dies den Ausstoß von giftigem Rauch aus den Braunkohlekraftwerken vermindert. Was Oetelshofen nicht sagt, ist, dass die Braunkohlekraftwerke im Rheinland trotzdem die größte Stickstoffdioxid-Wolke in Europa produzieren und dass die Entschwefelungsanlagen die RWE Kraftwerke erst genehmigungsfähig machen.

Kalk wird von RWE auch im Braunkohle- Tagebau im Rheinland benutzt. Kalk wird zusammen mit Kraftwerksasche als Säure-Puffer benutzt, um den stetigen Strom von Schadstoffen in den Untergrund zu minimieren. Aber während RWE ihre moralischen Umwelt-Verbrechen damit versucht rein zu waschen, schreibt der BUND, dass im Endeffekt diese Maßnahmen lediglich zu einer Reduzierung der Pyritverwitterung um circa vier Prozent absolut führen könnten. Damit ist eine relative Minimierung der Versauerung des Grundwassers von maximal einem Drittel erreichbar, das heißt, es verbleiben zwei Drittel Versauerungspotential.

Oetelshofen klopft sich auf die Schultern und betont immer wieder, was ihr Kalk so alles Gutes für die Umwelt tut. Das ist mehr als zynisch. Damit der gefördete Kalk überhaupt brauchbar wird,muss zuerst das gespeicherte CO2 aus dem rohen Kalkstein freigesetzt werden. Das passiert in den Kalkbrennöfen, damit sogeannter Branntkalk entseht. In 2018 hat Oetelshofen 243.000 Tonnen CO2 emittiert. Hinzu kommen noch durch die Kalklieferungen an Konzerne wie RWE und Thyssenkrupp zusätzliche Tonnen von CO2 in die Athmosphäre. Kalkbrennen ist vergleichsweise so „schmutzig“ wie Strom aus Braunkohle. Aus dem industriellen Prozess stammen dabei nur zwei Drittel bis drei Viertel der gesamten Emissionen bei der Kalkherstellung. Der „Rest“ kommt noch aus den eingesetzten fossilen Brennstoffen hinzu. Oetelhofens Kalkbrennöfen VII und VIII bekamen erst vor ein paar Jahren eine Genehmigung, um u.a. mit Braunkohle befeuert zu werden.

Auch in der Rodungssaison 2022 / 2023 ist erneut Waldverlust zu beklagen. Auf Haaner Stadtgebiet wurde ein Hektar  Wald gerodet und es wurde eine Fläche in Schöller  auf Wuppertal-Vohwinkler Stadtgebiet abgeholzt. Zudem wurde überall im Gebiet Bäume gefällt. 

3,37 ha alte Böschung soll noch entfernt werden. . Hierbei handelt es sich um zu leistende Neuaufforstungen aus alten Verfahren.

Das Gesamtgebiet ist in Gefahr, weil sich aus der Grube nur noch für maximal 13 Jahre Kalk abbauen ließe. Auch wenn es nicht mehr so ergiebig und rentabel sein sollte, ist davon auszugehen, dass versucht wird, das Abbaugebiet zu erweitern. Es drohen neue Planfestellungsverfahren.

Sollte der Widerstand nicht fortgesetzt werden, wäre das Osterholz wohl verloren.

Angepasster Text, im Original ehemals zu finden auf der leider Offline genommenen Webseite der Bürger*inneninitiative „Osterholz bleibt“


Und soviel Wald ist bedroht: