Im November gab es die ersten zwei Verhandlungen im Kontext Osterholz vor dem Amtsgericht Wuppertal. Am 7. November wurde mit Erfolg, Berufung gegen einen Bußgeldbescheid aufgrund einer Personalverweigerung eines minderjährigen Besetzers eingelegt. Am 23. November wurde das Verfahren gegen einen Aktivisten eingestellt, dem Hausfriedensbruch, Nötigung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen wurde. Es wird zu weiterein Verhandlungen kommen, die solidarisch begleitet werden.
Wie steht es aktuell um unserem Wald?
Erwartungsgemäß hat der Widerstand, nach der mehrtägigen Räumung der Waldbesetzung und Teilrodung des auf Haaner und Wuppertaler Stadtgebiet gelegenen Osterholzes kontinuierlich an Kraft verloren.
Mit dem Beginn der Rodungssaison 2022 wurden erneut Bäume gefällt. Es handelt sich um die Umsetzung der bereits im Jahre 2013 genehmigten Grubenerweiterung, Auf Haaner Stadtgebiet werden dadurch weitere 3,37 ha Wald verloren gehen.
Der Waldpächter entfernte in den letzten Wochen ebenfalls Bäume. Nicht immer soll das aus forstwirtschaftlichem Interesse geschehen sein. Es wird sich bemüht, Kritik an Rodungsarbeiten mit dem Argument einer gesetzlich vorgeschriebenen Pflicht zur Verkehrssicherung zu entkräften.
Häufiger werden gesetzliche Vorschriften nur vorgeschoben, die in der Praxis nicht greifen. So bezieht sie sich ausdrücklich nicht waldtypische Gefahren und gilt auch nicht für einfache Wald- und Wanderwege. Hierzu ein erklärender Text auf einer Seite des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft und eine Broschüre des Eifelvereins.
Eine interessante Frage, wie das Osterholz heute aussehen würde, wenn gesetzliche Möglichkeiten im Sinne des Erhalts von Wäldern angewendet würden? Eine Umgestaltung nach ökologischen Gesichtspunkten stehen forstwirtschaftliche Interessen entgegen. Oder, wie im Fall des Osterholzes noch nicht einmal das. Große Teile des Waldes können weg. Sie stören.
Oder wie wäre es, ganz einfach einem Wald das Recht zum Leben zu gewähren, ohne dass sich so viele ihn Zerstörende, darauf berufen können, im Recht zu sein. Die Situation unseres Planeten duldet keine Taktierereien.
Momentan hallt erneut der Lärm der Kettensägen durch den Wald. Hoffentlich nicht vollkommen unkommentiert, bis zum Ende der Rodungssaison. Damit wirklich „Jeder Baum zählt“ bedarf es noch einiger Anstrengungen.
Von Bedeutung ist auch die Frage, wie wir gemeinsam der gerade sich in Bewegung setzende staatliche Repressionswelle gegen Aktivist:innen adäquat begegnen können? Zeigen wir unsere Solidarität mit den Menschen, die einen sehr großen Anteil daran haben, dass die Teilrodung des Waldes erst Anfang 2022 mit immerhin zweieinhalbjähriger Verspätung erfolgte. Die Betroffenen freuen sich sicherlich auch über überregionale Solidaritätsbekundungen. Es ist zu befürchten, dass der Staat das Solidaritätskonto schnell geplündert hat.
Es ist immer wieder zu betonen, dass es sich um einen globalen Kampf gegen die Desertifikation handelt. Selbstverständlich ist deshalb die Solidarität mit dem weltweiten Widerstand, auch mit den kleineren, für viele eher unbedeutenden Kämpfen. Vieleicht gerade mit diesen, weil an so vielen Stellen und vielfach unbeachtet, Wälder (und nicht nur die!) den Profitinteressen weichen müssen. Uns bleibt jedenfalls nicht mehr viel Zeit! Dass wir gemeinsam in eine Katastrophe steuern, sollte inzwischen allen klar sein.