Betreiben die Kalkwerke Oetelshofen wirklich Greenwashing in Vollendung?

Infotafel, Kalkweg Schöller

Zwei, u.a.  im BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.) organisierte Gruppen in direkter Umgebung des Osterholzes verteidigen, trotz Widerstände ihrer benachbarten Ortsgruppen, die Kalkwerke Oetelshofen. Sie wollen ein Unternehmen erkennen, das sich mit hohem Engagement für Naturschutzbelange einsetzt. Sie loben gemeinsame Projekte wie Biotopgestaltung und den Uhuschutz.

Es soll hier nicht allleine um den Uhu gehen. Aber ist es nicht auch den Umweltgruppen bekannt, dass auch diese Art sich gerne in hohen Bäumen ausruht und es sogar zu Waldbruten kommt?

Es ist immer wieder zu beobachten, dass Naturschutzorganisationen, sich unkritisch zu Umweltzerstörungen verhalten, weil sie z.B. Ausgleichsflächen betreuen dürfen.

In einer Rede auf einer Demonstration am 12.6. hat  die Bürgerinitiative Osterholz angemerkt.

Das Narrativ der Firma Oetelshofen und der lokalen Umweltverbände ist, dass die Rodung des Waldes in Wirklichkeit eine Umweltschutzmaßnahme wäre, denn die Halde wäre in Wirklichkeit gar keine Abraumhalde, sondern ein zukünftiges Biotop, das viel wertvoller ist als der Wald an sich.

Das Unternehmen Oetelshofen scheint es tatsächlich besonders ernst mit dem Naturschutz zu meinen.

Auf Oetelshofen. de heißt entsprechend:

Die Dankbarkeit, die wir unserem Lieferanten, Mutter Natur, entgegenbringen, entspricht der Faszination, mit der wir ihr jeden Tag aufs Neue begegnen. Dazu gehört die unbeschreibliche Vielfalt der unterschiedlichsten Lebensformen, für die unser Steinbruch ein mittlerweile einzigartiges Rückzugsgebiet darstellt.“

Der Text scheint aus der Feder eines Werbetexters zu entstammen und weniger für Naturschutz als Herzensangelegenheit zu stehen. Die sehenswerte Bebilderung  liefert ein nicht minder professioneller Tierfotograf, dem freier Zugang auf das Betriebsgelände gewährt wurde.

Die Unternehmensphilosophie ist jedoch eine andere. Sie wird uns nicht nur bei jedem Spaziergang durch das Osterholz immer wieder vor Augen geführt. Ein gesunder Wald wurde für Abraum der Natur entrissen, obwohl Alternativen möglich waren.*

Zudem exisitert mit „DeinSteinbruchGmbH“, eine weitere Einnahmequelle der Geschäftsführer von Oetelshofen.  Und hier steht das Possesivpronomen dann nicht für die nichtmenschlichen Lebewesen, des Rückzugsgebiets Osterholz. 

Hier geht es laut eigener Homepage www.dein-steinbruch.de u.a. um

„Spaß, Profit und Krawall“. 

Die Grube Osterholz wird als Ort für Großveranstaltungen, Dreharbeiten, Fotoshootings, Sportevents, Produktpräsentationen und Open-Air Konzerte, beworben. 

Als Beispiel seien hier Großverantaltungen im Steinbruch, wie das Enduro-Rennen „Wuppenduro“ oder das zusätzlich noch durch den Wald führende Mountainbike Rennen „Redbull Radicals“ genannt. Die XLETIX Challenge, immerhin  der größte Hindernislauf in Deutschland, sollten Ende August 2022 zum zweiten Mal stattfinden. Aufgrund von Sicherheitsbedenken, mussten sie im August 2022, abgesagt werden.  Auf dem Betriebsgelände kommt es aktuell immer wieder zu Hangrutschungen. Sie könnten auch in Zukunft schwer in den Griff zu bekommen sein, so dass weitere Veranstaltungen daran scheitern könnten.

Auch die Überlegungen, den gefluteten Steinbruch später einmal in eine Wasserkifläche  umzugestalten, sollte allen Naturschützer*innen verdeutlichen, dass die Firma dann doch kein Greenwashing betreibt, das beeindrucken sollte. Es sind nur klägliche und ziemlich plumpe  Versuche, die zum Scheitern verurteilt sind. Ihre eindeutig maßlos übertrieben formulierten Werbetexte sind nicht überzeugend. Eine Firma, die behauptet, sich mit Dankbarkeit für Natur einsetzen zu wollen, hat anders zu handeln.

Das Unternehmen Oetelshofen kann höchstens noch zwanzig bis 30 Jahre auf ihrem Gebiet Kalk abbauen. Genau lässt sich, dass nicht genau vorraussagen. Dafür wird weiterer Wald weichen müssen.  Ein kapitalistischer Betrieb denkt darüber nach, auch später noch Geld erwirtschaften zu können. Das sollte nicht überraschen. Seltsam mutet es dann aber an, wie leicht Naturschutzgruppen davon zu überzeugen sind, dass dem ökologischen Verständnis nach wertvolle Gebiete diesen Interessen in naher Zukunft nicht doch im Wege stehen. Die Frage sei auch erlaubt, ob es sinnvoll ist, ausgerechnet mit den Kalkwerken Oetelshoven, mit ihren Großveranstaltungen und Plänen für die Zukunft, eine verlässliche Partnerschaft einzugehen. Es ist nicht zu erwarten, dass die Natur nach Stillegung der Grube, sich selbst überlassen bzw. nach ökologischen Gesichtspunkten betreut werden darf. 

Ausschnitt eines Banners von Osterholzbleibt.

 


* Es soll noch kurz auf die Alternativen eingegangen werden. Innenraumverklappung in der durch den Kalkabbau entstandenen Grube selbst, wurde abgelehnt. Hierfür gab es bereits ein Genehmigungsverfahren. Die in direkter Nähe gelegene Grube Neandertal mit dem überflüssigen Material zu sichern, ist ebenfalls schnell verworfen wurden.  Hier hatte es 2014 einen Felsrutsch gegeben, der zu sichern ist. Das Material auf den für den Kalktransport genutzten Schienen ins Braunkohletageabbaugebiet zu bringen, wurde  ebenfalls als Alternative ausgeschlossen. Obwohl Abraum dort benötigt wird, rechnet es sich wirtschaftlich  halt nicht, einen Wald zu retten. Auch weil es unsinnige Bestimmungen gibt, Genehmigungsverfahren lange dauern und zu kostspielig sind, die intransparenten Entscheidungen nicht nachprüfbar sind und es mit Sicherheit viel  Filz, Lobbyarbeit und Allianzen gibt. Hier ist zu erwähnen, dass es nicht das Unternehmen Oetelshofen alleine ist, das die Verantwortung dafür trägt, dass ein Stück Wald nicht zu retten gewesen ist.